170 Xiii. §. 2. Natur der Völker, denen die neue Aufgabe zufiel.
miteinander wetteifernd, saßen auf den Gebirgen und indem eigentlichen
Mittelpunkte Italiens die oökischen und sabellischen Stämme, inson-
derheit die Sabiner und Samniter, mit denen es die römische
Geschichte am meisten zu thun hat. Ihre Gottesverehrung giebt
Zeugniß zugleich von ihrer praktischen Tüchtigkeit (Erde, Feuer, Ehe,
Krieg waren ihre Getter), und nicht minder von ihrer sittlichen Strenge,
denn auch die abstrakten Begriffe Mitleid, Treue, Barmherzigkeit, Jugend,
Rechtschaffenheit, Eintracht u. s. w- wandelten sich ihnen in Gottheiten um.
Das italische Volk, mit welchem wir es bei der römischen Ge-
schichte zunächst zu thun haben, gehört dem großen semitischen Urstamm
au, und zwar dem weitverzweigten indogermanischen oder arischen
Geschlecht, aus welchem nicht bloß die Inder und Perser, sondern auch
die Griechen und die Italiker, nicht minder auch die Kelten, Germa-
nen und Slaven hervorgegangen sind. Während die drei letzteren
Völkerstämme das mittlere Europa in Besitz nehmen, die Inder dage-
gen und die Perser in der Nähe ihrer asiatischen Heimath blieben,
haben sich die Griechen und die Italiker auf den zwei schönen Halb-
inseln des Mittelmeeres niedergelassen, welche die Geschichte des classi-
schen Alterthums noch heute stets in engster Verbindung zu nennen ge-
wohnt ist. Die Zusammengehörigkeit der beiden Völker ist so augen-
fällig, daß man gern nach einem Punkte sucht vor dem Anfang der
griechischen und italischen Geschichte, wo beide Völker noch ein Ganzes
ausmachten. Vielleicht daß man sie in grauer Vorzeit sich in dem
vorder« Theile Klein-Asiens noch als ein einiges Volk zusammenwoh-
nend denken darf. Von dort zogen sie, „da ihre Lippen zertheilt
wurden," auf verschiedenen Pfaden nachdem Westen ab, die einen um
in der Nähe des ägäischen Meeres zu bleiben, die anderen um jenseit des
adriatischen Meeres sich eine neue Heimath zu suchen. Dort theilte sich
dann der italische Hauptstamm wieder in eine Menge einzelner Zweige,
unter deren Namen uns besonders die der Umbrer, Samniter, Latiner und
Sabiner entgegentreten. Die Sabiner, die nebst den Latinern bei
der Gründung Rom's vorzugsweise betheiligt waren, gehörten zu den
kräftigsten und unverdorbensten unter den italischen Stämmen. Sie
führten ein einfaches, nüchternes, arbeitsames Leben, standen unter der
Leitung von Aeltesten oder Stammfürsten, und die schwächeren und unter-
geordneten Familien pflegten sich als Clienten unter den Schutz und die
Bevormundung der hervorragenden Bürger und Volksgenossen zu stellen.
Die Latiner scheinen nicht ganz ungemischten Ursprungs, sondern aus
der Verschmelzung des Sika n er oder Sikuler mit einem uralten, in
der Mitte Italiens ansässigen Volk, den Kaskern, erwachsen zu sein.
Es soll später noch ein dritter Bestandtheil hinzugekommen sein
und die Mischung vollständig gemacht haben, nämlich eine Flücht-
lingsschaar aus Klein-Asien, die sich aus den Trümmern Troja's
unter Leitung des Aeneas gerettet, und etwa 1200 Jahr v. Chr. an
der Küste von Latium gelandet sein soll. Das von ihnen erbaute Alba
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Europa Italiens Latium
214
Xiv. §. 8. Cäsar's Hervortretrn.
Unglaubliche in Rom geschehen, daß einer der ruchlosesten Ban-
denführer aus dem Adel der Stadt, Sergius Catilina, jahrelang
vor Jedermanns Augen mit einer ganzen Rotte Bösewichter einen Ver-
schwörungsplan betrieb zur Überwältigung des Senats und Einäsche-
rung der Stadt, zu Mord, Raub und Brand — und dennoch schritt
Niemand gegen ihn ein, bloß weil eö an rechtlichen Beweismitteln
fehlte. Ja als endlich die klarsten geschriebenen Documente und Be-
weisstücke Vorlagen und nach dem Beschluß des Senats wenigstens
die Hauptverschworenen (Catilina war schon aus der Stadt entwi-
chen) hingerichtet wurden, konnte man noch nach Jahren eine Anklage
erheben und die Strafe der Verbannung aussprechen gegen den Con-
sul, der die Hinrichtung betrieben, bloß weil er nicht alle rechtlichen
Formen dabei beobachtet hatte. Dieser Consul war der berühmte
Redner Cicero, ein redlicher Mann, der das Beste des Staats auf-
richtig wollte und von dem allgemeinen Verderben nur wenig selber
angesteckt war, ein Philosoph, welcher der Tugend nachstrebte. ■ Ihm
zur Seite standen noch andere philosophische Männer, treue Anhänger
der Republik, aber alle zu beschränkten Blickes, als daß ste hätten
fassen können, daß durch bloßes Festhalten und Wiederherstellen der
veralteten republikanischen Formen und Sitten kein neues Leben dem
verrotteten Volke eingehaucht werden könnte. An ihrer Spitze stand
der ehrenwerthe Cato, jenes strengen Urgroßvaters würdiger Nach-
folger, aber gebildeter, vielseitiger, geistig und sittlich tüchtiger als er.
An diese damals am meisten in Rom hervorragenden Männer meinte
Pom pejus sich anlehnen zu müssen, da er nach seiner Rückkehr er-
kannte, daß er nur durch einflußreiche Verbindungen seine Machtstel-
lung sich bewahren könnte. Aber da er bald merkte, daß Cato nur
das Wohl des Staates, nicht des Pompejus suchte, Cicero aber
des Staates Vortheil wenigstens mit dem des Pompejus zu verbinden
trachtete, so suchte er andere Verbindungen auf, die ihm besser zum
Zwecke dienen möchten. Und schon stand der Mann bereit, der, zum
Begründer einer neuen Zeit für Rom und für die Völker ausersehen,
schnell die günstige Gelegenheit ergriff, um durch die Verbindung mit
dem Pompejus anscheinend dessen Einfluß zu stärken, in der That
aber sich selber die Staffel zu bauen zu der Höhe des Ruhms und
der Macht, die seit langen Jahren bereits seine Seele erfüllte. Ju-
lius Cäsar verband und verschwägerte sich mit Pompejus, und
durch Hinzuziehung des überreichen Crassus, der mit seinen
Geldkräften überall herzutreten und aushelfen sollte, entstand der erste
berühmte Dreimännerbund (Triumvirat), durch welchen etwa zehn
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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216
Xiv. §. 9. Cäsar's Herrlichkeit und Untergang.
seinem Häuptling Ariovist über den Rhein gekommen war und sich
in den gallischen Landschaften niederlaffen wollte. Sie riefen Cäsar
zu Hülfe, und das gab ihm die erwünschte Veranlassung, in die Ange-
legenheiten jener keltischen Völkerschaften einzugreifen. Er vertrieb den
Ariovist und scheuchte ihn über den Rhein zurück. Aber er machte
sich nun selbst zum Herrn des ganzen Galliens am Rhein entlang,
dann auch der westlicheren Provinzen am Meer, er besiegte die muth-
vollen und kriegerischen Velgen, er dampfte die wiederholten Aufstände
des Ambiorir, des Verein getorir, er schlug in den neun Jahren
seines Aufenthalts in Gallien unzählige Schlachten, eroberte viele hun-
dert feste Städte, unterwarf oder vernichtete große und mächtige Völ-
ker, ja er griss schon über den Rhein und über den Canal hinaus, be-
trat mit seinen Heeren den deutschen und den britannischen Boden und
rückte das römische Gebiet bis nahe an die äußerste Grenze, die es
später im Norden erhalten sollte. Ueberall im eroberten Lande wurden
römische Colonicen angelegt (sind doch fast alle namhaften Städte am
linken Ufer des Rheins römischen Ursprungs). Römisches Recht, rö-
mische Sitte, römische Sprache erfüllten allmälig ganz Gallien, das
Keltengeschlecht, so weit es nicht aufgerieben war, ward mit römischem
Wesen vollständig durchknetet; Gallien wurde fortan von einem Misch-
volk bewohnt — Galloronianen oder romanisirten Galliern. Nur in
dieser Form und Mischung konnte das keltische Geschlecht jener Länder
einen Antheil gewinnen an der mitteleuropäischen Cultur, die sich jetzt
bald auf Grund des christlichen Glaubens und christlicher Sitte neu ent-
wickeln sollte.
§. 9. Cäsar's Herrlichkeit und Untergang.
Der Dreimännerbund war schon im Jahre 33 durch den Tod
des Crasfus ein Zweimännerbund geworden. Beladen mit dem
Fluche der römischen Tribunen, die seinen eigenwilligen raubsüchtigen
Auszug gegen die Parther als ein dem Volk und Staat bereitetes
Unglück erkannten , beladen auch mit dem Fluche der Juden, deren
Tempelschätze, die Pompejus geschont hatte, er mit frevelnder Hand
geraubt, war er schmachvoll bei Carrhä*) gegen die Parther ge-
blieben. Die beiden noch übrigen Gewalthaber, nicht durch Liebe,
sondern durch selbstsüchtige Absichten mit einander verbunden, traten
alsobald wieder in ihre frühere feindliche Stellung gegen einander
zurück. Trotz der ungeheuren Geldspenden, mit denen Cäsar
von Gallien aus sich halb Rom und Italien, Städte und Pro-
vinzen erfmifte, war dennoch der größere Theil der Optimaten
für Pompejus; denn sie fürchteten den Letztem weniger als den
I Carrhä ist vermutlich Abraham's Haran.
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218 Xiv. §. 9. Cäsar's Herrlichkeit und Untergang.
tator niedergestreckt, mitten im Senat, und an demselben Tage, da ihm
der Königstitel für seinen bevorstehenden Partherzug sollte zuerkannt
werden (15. März 44). Der Gott der Götter will seine Ehre keinem
Andern geben.
Was jetzt nach Cäsar's Ermordung folgen sollte, wußte Nie-
mand. Wie ein Wetterstrahl fuhr die That und das Gerücht durch
das Volk und die Provinzen. Alle waren betäubt, erstarrt, und Jeder
wartete, was Schreckliches folgen würde. Und in der That es folgte
Schreckliches. Nach der ruhigen, weisen und wohlwollenden Herrschaft
des Cäsar begannen die wilden Bürgerkriege auf's Neue, von denen
man sich eben zu erholen anfing. Auf's Neue wurden die Länder ver-
heert, die Städte verwüstet, die Bürger zu Hunderttausenden hingewürgt.
Männer, die weder Beruf noch Gabe zum Herrschen hatten, stritten sich
länger als ein volles Jahrzehend um die höchste Gewalt und überlie-
ßen sich dabei allen Leidenschaften des Neides, des Haffes, der Rachsucht
mit der ungezügeltsten Wildheit. Da merkten die Römer, was es
heiße, einen Cäsar zum Herrn zu haben oder eine Rotte ehrloser
Wütheriche; da wurden, wie vormals schon das Volk, jetzt auch dieop-
timaten inne, daß auch der schlimmste Herrscher im ruhigen Besitz der
Gewalt seichter zu ertragen sei, als der schreckliche Wechsel zwischen Er-
hebung und Fall, bald der einen, bald der andern politischen Partei
mit den Aechtungslisten, Verbannungen und Hinrichtungen in ihrem
Gefolge. Da lernten sie gründlich auf jeden Versuch, die republika-
nische Freiheit wieder herzustellen, für alle Folgezeit verzichten. Nach-
dem Cato nach Cäsar's Sieg bei Thapsus sich in Utica selbst ent-
leibt, weil er den Untergang der Republik nicht ertragen konnte, nach-
dem Cicero nach langem unglückseligen Schwanken endlich selbst sei-
nen Kopf dem Schwert der ausgesandten Mörder dargestreckt hatte, fiel
in Brutus (vielleicht war er, der Mörder Cäsar's, Cäsar's eigner
Sohn!) bei P h il ip p i in Wahrheit der letzte Republikaner (42 v. Chr.).
Dem damaligen Römergeschlecht lagen andere Dinge mehr am Herzen,
als die Erhaltung der republikanischen Zustände. Alle Sittenschilderungen
aus der Zeit dieser letzten Todeszuckungen der römischen Republik
wissen von nichts zu erzählen als von der unermeßlichen Gier nach
Reichthum, Ehre und Vergnügen. Während die Optimaten mit den
durch Erpressungen, Betrug, Meineid, Gewalt und Kniffe aller Art
zusammengerafften Schätzen sich jeder Art von Liederlichkeit, gemeiner
Völlerei und widerlicher Gefräßigkeit Hingaben, kannte das gemeine
Volk ebenfalls nichts Höheres als die unaufhörlichen Geldspenden und
Getreideaustheilungen der Gewalthaber, die allgemeine Bewirthung
mit leckerhaften Gerichten (Cäsar ließ das Volk an 22,000 Tischen
speisen) und die sich überbietenden Schauspiele von Gladiatoren, Thier-
kämpfen oder unzüchtigen Lustspielen. Das sittliche Verderben in
den Familien war so allgemein, daß Ehebruch, Ehescheidung, Ausleihen
der Weiber an andere Männer zu den alleralltäglichsten Vorkommnissen
gehörte. Wie Cäsar selbst sich bis in sein höheres Alter noch ge-
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220 Xiv. §. 10. Ukbergang Rom's in ein Kaiserreich.
sich auch des Octavianus zu entledigen, brachte dieser das zweite
Triumvirat zu Stande(41), in welchem er und Antonius die Hauptper-
sonen waren, der unbedeutende Lepidus aber die Rolle eines Dritten
im Bunde auf eine Zeitlang übernehmen mußte. Die Blutftröme, welche
jetzt durch die Proscriptionslisten der Triumvirn in Rom und ganz
Italien zu fließen begannen, waren nur theilweise das Werk vermeint-
licher politischer Nothwendigkeit oder leidenschaftlicher Rache an den
Feinden. Eben so sehr war die Raubsucht und das Geldbedürfniß
der Triumvirn der Beweggrund. Denn aus dem durch Freund und
Feind ausgeraubten, menschenleeren, ohne Anbau wieder halb zur
Wüste gewordenen Italien konnte durch Steuern und Schatzungen
unmöglich noch so viel Geld herausgepreßt werden, um die maß-
losen Forderungen der Heere und die erkauften Dienstleistungen der
Mächtigen und der Beamten zu lohnen. Nicht minder erging sich der
Privathaß in frohlockender Theilnahme an der greulichen Metzelei.
Die Todesopfer wurden gegen einander ausgetauscht und Menschen-
leben wurde um Geld verkauft. Mit leidenschaftlicher Blutgier sah
der rachsüchtige Antonius, mit kaltem Blute der staatskluge Octa-
vianus die Köpfe der Geachteten zu sich herantragen, und mit
heimlichem Seufzen gestanden sich's die Römer unter einander: wie
viel besser es doch gewesen wäre, die mildere Herrschaft des Cäsar
zu behalten. Als nun vollends die republikanische Partei unter
Brutus und Cassius bei Philippi, als auch die meerbeherrschende
Macht des S extus Pomp ejus auf Sicilien vernichtet war
und nun im ganzen weiten Umkreis des römischen Reichs nirgends
mehr ein Widerstand gegen die beiden Gewalthaber sich erheben konnte,
da beugte sich das sklavische Volk, der sklavische Senat, die sklavi-
schen Provinzen tiefer und tiefer vor dem blassen und kränklichen
Jüngling, der ohne eigne Siege und ohne persönliche Heldenkraft den-
noch die ganze Welt und auch seinen Nebenbuhler, den Kraftmenschen
Antonius, zu überwinden wußte. Denn dieser, ein treffendes Bild
des ganzen damaligen römischen Staats, ließ sich durch völlige Hin-
gabe an den feinsten wie an den gemeinsten Sinnengenuß alle seine
Macht, Gewalt und Herrlichkeit, Sieg, Thron und Leben rauben.
Die Delila, welche diesen Simson in ihre Schlingen gezogen hatte,
war Kleopatra, die noch jugendliche Königin Aegyptens, einst schon
Cäsar's Geliebte, die vollendetste Buhlkünstlerin damaliger Zeit.
In Klein-Asien, wohin Antonius von Philippi gegangen war,
hatte sie ihn, da er ihr Richter sein sollte, zum Sklaven ihrer
Reize gemacht, ihn mit sich nach Aegypten genommen und jahrelang
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Cäsar Brutus Antonius Antonius Antonius_von_Philippi Antonius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Italien Italien Sicilien
178 Xm. §. 6. Veränderungen in Rom und Vertreibung der Könige (510).
erst nach mehrhundertjährigem Kampf. Für die nächste Zeit konnten
sie noch nichts weiter gewinnen, ja, durch das gewaltsame Gebühren
des letzten Königs Tarquinius Superbus, der den orienralischen
Alleinherrn spielen wollte, schienen sogar die kaum gewonnenen Vor-
theile wieder verloren, die Grundlagen der weitern Staatsentwick-
lung wieder niedergeriffen zu werden. Aber sie waren zu fest auf
weise Erwägung der Verhältnisse gegründet und zu deutlich aus
einem unabweisbaren Bedürfniß hervorgegangen, als daß das praktische
Römervolk leichtsinnig den eignen Bau wieder hätte zerstören mögen.
Der König Tarquinius Superbus, der sich gleich anfangs
mit einer Leibwache umgeben hatte, wollte weder dem Senat einen Ein-
fluß auf die Staatsregierung verstatten, noch den Comitien, und indem
er Alles seiner eignen Entscheidung vorbehielt, beleidigte er zu gleicher
Zeit die Patrieier wie die Plebejer. Nicht minder verletzte er durch
seine Anmaßungen die Nachbarvölker, die in einem Abhängigkeitsver-
hältniß zu Rom standen, Latiner und Etrusker, so daß er endlich nir-
gend mehr eilte Partei hatte, auf deren Treue und Ergebenheit er
rechnen foimte. Zwar war er ein großer Kriegsmann und überwand
die Volsker, Aequer und Herniker, die im Süden und Osten der La-
tiner saßen, aber das Heer haßte ihn wegen seines harten und hochsah-
renden Wesens. Zwar verschönerte er die Stadt durch Fortführung der
großen Bauten des Tarquinius Priscus und errichtete das Capitolium
mit seinen herrlichen Tempeln, aber das Volk haßte ihn wegen des
harten Frohndienstes, beit es dabei zu leisten hatte. Und als nun gar
die lasterhafte Begierde seines Sohnes Sertus noch dazu kam, als
selbst die ehrbaren Frauen, inmitten ihrer häuslichen Zurückgezogenheit
nicht mehr vor der lüsternen Gewaltsamkeit des tarquinischen Geschlechts
sicher waren, als Brutus und Collatinus mit dem blutigen Dolche,
mit dem sich die geschändete Lucretia entleibte, Volk und Heer zur
Rache aufrief, fanden sie eine seltene Einmüthigkeit des Entschlusses.
Dem König Tarquinius und seinem ganzen Geschlecht wurden die
Thore der Stadk Rom verschlossen, die Königswürde für ewige Zeiten
abgeschafft, Volkscomitien und Senat in ihre Rechte wiederhergestellt,
und zwei jährlich wechselnde Beamte, erst Prätoren dann Consuln ge-
nannt, statt der Könige an die Spitze des Heeres und der bürgerlichen
Einrichtungen gestellt, doch so, daß sie ihre Instructionen vom Senat
empfingen. Nur für die oberpriesterlichen Functionen, die der König
bisher besessen, wurde ein eigner Opferkönig ernannt, der aber durch-
aus keine sonstige Amtsgewalt hatte. Vergeblich suchte Tarquinius
diese Anordnungen wieder umzustürzen und den Thron wieder zu ge-
winnen. Er wandte sich an die Nachbarstädte, an die Etrusker und
die Latiner, um mit bereit Hülfe sich die Rückkehr nach Rom zu er-
zwingen. Aber nachdem er mehrmals die besten Hoffnungen und Aus-
sicht auf gutes Gelingen gehabt, mußte er endlich die Gedanken völlig
«ufgeben und Rom seiner neuen republikanischen Entwicklung über-
lassen.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
180 Xiii. §. 8. Innere Entwicklung der römischen Republik.
Um die große Erniedrigung möglichst zu verdecken, welche das
stolze Rom unmittelbar nach der Vertreibung der Könige erlitt, haben
die römischen Schriftsteller die einzelnen rühmlichen Thaten und Be-
weise republikanischen Heldenmuths desto sorgfältiger hervorgehoben und
ausgemalt, wie z. B. die Vertheidigung der Tiberbrücke gegen die ein-
dringenden Etrusker durch den Horatius Cocles, die entschlossene
Selbstverstümmelung des Mucius Scävola im Lager des Bör-
sen na, den kühnen Fluchtversuch der Clölia mit den übrigen Jung-
frauen, die als Geißeln an den Etruskerkönig ausgeliefert waren. Aber
wie schon der Mordgang des Mucius in's feindliche Lager, besonders
im Vergleich mit späterm römischen Edelmuth gegen feindliche Feldherren
uns schlecht gefallen will und einen traurigen Beweis von der gänz-
lichen Rathlosigkeit und Zerrüttung der römischen Bürgerschaft liefert,
so wenden wir uns vollends mit Abscheu hinweg von dem Henkersamt,
welches Brutus der Vater an seinen eignen Söhnen vollzieht, weil
sie sich verrätherisch mit dem Feinde eingelassen haben. Wie tritt hier
wieder die rücksichtslose Rohheit des abstracten heidnischen Römerrechts
so grell zu Tage. Wie viel ehrwürdiger erscheint uns des Brutus
Mitconsul Collatinus, der, um nicht seine Neffen mit gleicher Er-
barmungslosigkeit selber zum Tode verurtheilen und hinschlachten zu
müssen, lieber sein hohes Amt niederlegt und Rom verläßt. Welche
Härte ferner von Seiten der Patricier, besonders der Claudius'scheu
Geschlechter gegen die Plebejer, selbst mitten in der gemeinsamen Noth.
Eben diese Nothzeit wurde dazu ausgebeutet, um das ärmere Volk
desto tiefer herunterzudrücken, und die kaum bewilligten Rechte der un-
tergeordneten Classe wieder zu entreißen- Selbst die Wiederherstellung
einer vorübergehenden königlichen Macht und Gewalt war den Pa-
triciern zu diesem Zwecke nicht zu gefährlich. Der erste Diktator,
den sie ernannten und der fast mit allen königlichen Rechten bekleidet
war, doch nur für sechs Monate, hatte noch viel mehr die Bestim-
mung, den Widerstand der Plebejer zu brechen, als die äußeren Feinde
abzuwehren, und so oft in den nächsten Jahrhunderten Dictatoren ge-
wählt wurden, lagen fast jedesmal diese beiden Zwecke wieder gleich-
zeitig vor. Uebrigens war damals in der That die Gefahr von außen,
besonders von den Latinern so groß für die Römer, daß der entschei-
dende Sieg der Römer am See Regillus 496 weniger der Thatkraft
des Dictators als der unmittelbar eingreifenden göttlichen Beihülfe zu-
geschrieben wurde. Doch diente auch dieser Sieg nicht dazu, den Rö-
mern ihren frühern Einstuß in Latium zurückzugeben.
8. 8. Innere Entwicklung der römischen Republik.
Die Geschichte Rom's in den nächsten anderthalb Jahrhunderten,
also etwa von 500 bis 340 (bis zur Zeit Alerander's des Gro-
ßen) ist nach außen hin überaus einförmig und beschränkt sich fast
gänzlich auf die ununterbrochenen kleinen Kriege gegen die nächsten
Nachbarn, Latiner, Herniker, Volsker, Aequer, Sabiner, Etrtlsker,
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Xiii. §. 10. Beginn der römischen Herrschaft über Italien. 187
jedesmal nur desto stolzer das Haupt; und ihrer ausdauernden Be-
harrlichkeit, ihrem unvertilgbaren Glauben an die endliche Gewißheit
des Sieges gelang es endlich, nach Sojährigem Kampfe das ganze
mittlere Italien vom Arno an bis an den Silarus in unterthänigem
Gehorsam zu ihren Füßen zu sehen.
Auf keine andere Zeit Rom's mag man mit solcher theilnehmenden
Genugthuung zurücksehen, als aus die Zeiten der samnitischen Kampfe
und die zunächst daran grenzenden Jahrzehende. Denn was man von
republikanischer Bürgertugend, von Einfachheit, Nüchternheit, Groß-
sinnigkeit, Uneigennützigkeit, von. brennender Liebe für's Vaterland und
williger Aufopferung in dessen Dienst unter den Heiden finden mag, das
tritt in diesen Kämpfen auf die großartigste Weise hervor. Und zwar
waren es nicht bloß einzelne Thaten und Persönlichkeiten, welche in
dieser Beziehung aus dem heidnischen Treiben hervorragen, wie z. B.
die beiden, vielmehr die drei Dccius Mus, sowie Fabius Marimus
und Cu rin s Dentatus, sondern es war das Alle beseelende Ge-
meingefühl, die gleichmäßige Hingebung Aller, welche uns an die Zeit
des höchsten Aufschwungs griechischer Begeisterung erinnert. Und doch
kann nichts Ruhigeres, praktisch Verständigeres gedacht werden, als diese
römischen Senatoren und Soldaten, die, fern von aller plötzlichen Ge-
fühlsaufregung, in dem klaren und treuen Bewußtsein ihrer Pflicht
Jahr für Jahr die schwersten Opfer freudig trugen, wo es Rom's Größe
und Ehre galt. Nur fehlte auch dabei niemals die eigenthümliche rö-
mische Härte, und die abstracte, d. h. ungerechte Gerechtigkeit. Muß
man sich nicht mit Grauen abwenden von dem Consul Manlius, der
um eines geringen disciplinarischen Vergehens willen seinen mit Sieg
und Ruhm gekrönten Sohn enthaupten ließ, oder von dem Dictator
Papirius Cursor, der seinem stegreichen Unterfeldherrn bis nach
Rom nachsetzte, um ihn zu verderben, weil er gewagt hatte, einen Sieg
gegen den Willen des Oberfeldherrn zu gewinnen? Und war es nicht
eine bloße Verhöhnung und Umgehung des Rechts und der eben be-
schworenen Treue, daß der Senat durch Auslieferung der Consuln, die
ihn unterzeichnet hatten, sich von der Verpflichtung lossagte, den nach-
theiligen Friedensvertrag mit den Samnitern zu halten? War es nicht
eine ungroßmüthige Härte und grausame Rache, daß ste etliche Jahre
später ihren edelmüthigen und tapfern Feind, den Samniterfeldherrn
Pontius im Kerker hinrichten ließen? Was soll man endlich sagen
zu solchen freilich nur erst vereinzelt vorkommenden Beweisen selbst-
süchtiger Verrätherei am Staatswohl und unrömischer Feigheit, wie
der Aufstand der römischen Legionen in Campanien, die Waffenstre-
ckung in den Caudinischen Pässen, die Einführung einer besonder»
Marktpartei, bestehend aus Freigelassenen und niedrigem Pöbel, die
ihre Stimmen in den Centurien dem Meistbietenden zu verkaufen pfleg-
ten und durch ihre Masse die ehrbaren und rechtlichen Bürger zu über-
stimmen drohten. Selbst das Verfahren der Römer gegen die unter-
worfenen und eroberten Gebiete muß man zwar als staatsklug, aber als
hart und selbstsüchtig bezeichnen. Die Auflösung aller bisherigen
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Extrahierte Personennamen: Fabius_Marimus Pontius
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Rom Campanien
Xiii. §. 12. Beginn des Weltkampfes zwischen Rom und Karthago. Im
überlassen und nach Griechenland zurückkehren, wo er sein abenteuern-
des Leben bald in nicht sehr rühmlicher Weise beschloß. Die Römer
aber wußten nicht bloß die schöne Beute, die ihnen zugefallen war,
das reiche Unter-Italien, durch zweckmäßige Einrichtungen und Co-
lonieen zu ihrem unentreißbaren Eigenthum zu machen und mit ihrer
römischen Politik und Verfassung zu erfüllen, sondern sie wußten sich
die höhere griechische Bildung, mit welcher sie durch diese Kampfe zu
erst zusammengetroffen wären, gleich so weit anzueignen, als die
eigenthümliche Starrheit des römischen Wesens es zuließ.
Mehr noch als in den Samniterkriegen treten in den fast 10jährigen
Kämpfen der Römer in Unter-Italien und mit dem Pyrrhus die
Mannestugenden hervor, durch welche die alten Republikaner sich aus-
zuzeichnen pffegten. Nicht bloß einzelne Männer, wie der unbestech-
liche und unerschütterliche Fabricius, sondern die ganze Haltung,
Würde und Hoheit des römischen Wesens machten auf den Pyrrhus
einen um so gewaltigern Eindruck, da er bisher nur an die feile Halt-
losigkeit der damaligen Griechen gewöhnt war. Wenn seinem erfahre-
nen Rathgeber und Gesandten Cineas die Versammlung des römi-
schen Senats wie eine Versammlung von Königen erschien, und den-
noch diese Könige zum Theil in der größten freiwilligen Armuth lebten,
so war das dem Griechenfürsten ein ehrfurchtgebietendes Rüthsel. Wie
gern hätte er mit diesem Heldenvolk ein Friedensbündniß geschlossen,
wie überbot er sich in Aufmerksamkeiten und Höflichkeiten gegen den
stolzen Feind. Aber obgleich etliche Male in großer Bedrängniß, hielt
Rom dennoch fest an seinem Grundsatz, nie mit dem Feind zu unter-
handeln, so lange er siegreich sei, und an seinem zuversichtlichen Glau-
den, daß der Sieg über die Völker dennoch Rom beschieden sei. Die
schwache Stimme des blinden Greises (Appius Claudius), der sie an ihre
Römerpflicht erinnerte, überwog im Senat sofort die verführerischen
Redekünste des griechischen Unterhändlers. Aber bei aller Großartig-
keit römischen Wesens fehlt es doch auch jetzt nicht an einzelnen Zügen
der alten Rohheit und Wildheit. Man denke nur an den Abfall und
das zügellose Wesen der römischen Legionen in Rhegium. Eben so
wenig fehlte es aber auch an den ersten leisen Vorzeichen, daß mit dem
Eintritt Rom's in den griechischen Zauberkreis nicht bloß griechische
Bildung, Kunst und Wissenschaft viele Liebhaber unter dem jünger»
Geschlecht finden und die alten strengen und patriarchalischen Sitten
verdrängen werde, sondern daß auch griechische Genußsucht, Unsitte und
innerliche Fäulniß ihr ansteckendes Gift unter dem römischen Adel, bald
auch unter dem Volk verbreiten würde.
§. 12. Beginn des Weltkampfes zwischen Rom und
Karthago.
Aus zwei verschiedenen Bestandtheilen war dasjenige Weltreich
zusammengesetzt, an deffen Stelle das römische Reich zu treten be-
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Extrahierte Personennamen: Claudius)
Extrahierte Ortsnamen: Rom Karthago Griechenland Unter-Italien Rom Rhegium Rom Karthago
Xiii, §. 12. Beginn des Wettkampfes zwischen Oiotu und Karthago. 191
schenkt; aber weder die mächtigen Aristokraten, die Fürstenfamilien
Karthago's, noch das rohleidenschaftliche, sinnlich stumpfe Volk mochte
Gottes warnende Stimme vernehmen. Im sogenannten ersten pa-
nischen Kriege, der 23 Jahr dauerte (264—241, zur Zeit als die
Ptolemäer und Seleuciden anfingen um den Besitz Palästinas zu
kämpfen Dan. Ii, 6—9), ward den bis dahin sich für unbezwinglich
haltenden Karthagern nur erst gezeigt, daß Gott der Herr noch an-
dere Leute sich herangezogen habe, ein kriegerisches Volk, durch wel-
ches er ihrem treiberischen Vordringen gar bald Stillstand gebieten
könne; ja daß er wohl im Stande sei, diesem Volke von Ackerbauern
mit seinen roh zusammengezimmerten Fahrzeugen, welches kaum eine
ausreichende Kenntniß des Meeresund der Schifffahrt, geschweige des
Seekrieges hatte, dennoch den Sieg in die Hände zu geben über die
stolzen Kriegsflotten des Seefahrervolks. Durch die Seesiege des
Duilius und des Luctatius Catulus ward der erste punische
Krieg entschieden, und als Siegespreis fielen die Inseln Sicilien,
Sardinien und Corsica den Römern zu. Unmittelbar darauf
ward auch das von Galliern bewohnte Ober-Italien von den Römern
gewonnen und zur Provinz gemacht.
Rom betrat, da es über die Meerenge von Sicilien setzte, da es
Flotten baute und seine Heere nach Afrika hinüberführte, eine ganz
neue Bahn. Es that die ersten Schritte auf dem Wege der Welter-
oberung. Das Festland von Italien mochte es als sein unbestreit-
bares Eigenthum ansehen und die verwandten Stämme ans der ganzen
Halbinsel mit römischein Geist und Wesen durchdringen, sich selbst an
ihre Spitze stellen, ihre Kräfte für seine Zwecke gebrauchen. Aber
etwas Anderes war es, auf die Eroberung fremder Länder auszu-
gehen, welche durch natürliche Scheidewände von dem italischen Grund
und Boden getrennt sind. Hier war eine Gegenseitigkeit des Neh-
mens und Gebens, eine allmalige Verschmelzung der Sieger und Be-
siegten, ein Antheil der Ueberwundenen an den Rechten und Ehren des
römischen Freistaats nicht mehr ausführbar. Die eroberten Länder
hatten nichts Anderes zu thun, als den römischen Beamten und Statt-
haltern, die ihnen in willkürlichem Wechsel gesandt waren, zu gehorchen
und sich ausbeuten zu lassen zu Gunsten des römischen Staatsschatzes
und der Privatcassen des römischen Adels. Sie wurden als Provin-
zen behandelt. Dies Loos traf zuerst das reiche und blühende Sici-
lien, wenigstens den größten Theil desselben, der bisher in den Händen
der Karthager gewesen war. Anfangs mochten die Bewohner über
diesen Wechsel der Herrschaft nur erfreut sein. Denn zu jenen Zeiten
überragten die Römer sicherlich noch bei Weitem die Karthager an
Edelmuth und Uneigennützigkeit. Später wurde es freilich anders, und
schon jetzt meldeten"sich^einzelne Züge rohen Ueberinuths und freveln-
der Ungerechtigkeit gegen die Unterliegenden auch auf römischer Seite.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Sicilien Sardinien Sicilien Afrika Welter- Italien Edelmuth